3EHa goes Vienna
Als Ergänzung des lehrplan-mäßigen Unterrichts fuhren 15 Schülerinnen der Abschlussklasse in der letzten Schulwoche für drei Tage nach Wien.
Los ging es am 11.11.24 um 08.15 Uhr am Bahnhof Zell am See. Nach der 4-stündigen Anreise checkten wir in das A&O-Hostel unweit des Hauptbahnhofs Wien ein.
Gleich darauf fuhren wir in das Museum der Illusionen in den 1. Bezirk, wo wir uns von den verschiedensten Illusionen verzaubern ließen. Wir entdeckten eine faszinierende Sammlung von Räumen, in denen sich die Perspektive ändert, wo fesselnden Illusionen und magische Bilder auf uns warteten. Besonders erlebnisreich war der berühmte „Schiefe Raum“, in dem nichts so war, wie es schien. Im Vortex Tunnel hieß es festhalten und das Erlebnis auf uns wirken lassen. Der „verkehrte Raum“ erforderte augenblicklich einen Perspektivenwinkel und war einer der beliebtesten Fotopoints im Museum.
Nach einer kurzen Pause schlenderten wir zur Kapuzinergruft – der Wiener Habsburger Grabstätte, wo uns eine aufregende Führung erwartete. Die Gründergruft ist der älteste Teil der Kaisergruft, der auf Kaiserin Anna von Tirol zurückgeht und unter der Kaiserkapelle liegt. Diese Gruft war erstaunlich niedrig, schmuck- und auch fensterlos sowie durch ein Gitter von der Leopoldsgruft getrennt. Die hochbarocke Leopoldsgruft liegt unter dem Hauptschiff der Kapuzinerkirche. Sie beherbergt 16 Sarkophage diverser Habsburger, die Herzurne von Kaiserin Claudia, den Herzurnenepitaph der Königin von Portugal sowie die 12 schmucklosen Kindersärge aus dem 17. Jahrhundert. Durch die Karls-Gruft gelangten wir in den glanzvollsten Zubau – die Maria-Theresien-Gruft. Der lichtdurchflutete Kuppelraum dient als Mausoleum für das Kaiserpaar Franz I. und Maria Theresia. Erwähnenswert ist, dass in dieser Gruft neben dem Kaiserpaar, 15 weitere Habsburger, deren vor der Kaiserin verstorbenen Kinder sowie deren Erzieherin Maria Theresias ihre letzte Ruhe fand. In der Franzensgruft stehen die Sarkophage von Kaiser Franz des II. und dessen 4 Gemahlinnen sowie von der zweiten Frau Napoleons. Abschließend gelangten wir in die Franz-Josephs-Gruft, in der er selbst, seine Gattin Kaiserin Elisabeth und der Thronfolger Kronprinz Rudolf bestattet wurden. Wir waren über die unzähligen frischen Blumen erstaunt. Unser Guide erzählte uns, dass Menschen aus aller Welt täglich in die Kapuzinergruft hinabsteigen und Grabgeschenke für Kaiserin Elisabeth niederlegen. Über die Gruftkapelle, in der eine Gedenkbüste des letzten habsburgerischen Kaisers Karl I. steht und als Gedenkstätte dient, gelangen wir wieder hinaus auf den Neuen Markt. Beeindruckt von der Nähe zu den Gebeinen der Habsburger spazierten wir in der vorweihnachtlichen Stimmung über den Graben zum Stephansdom. Im traditionsreichen Augustinerkeller ließen wir den Abend gemeinsam ausklingen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück brachen wir am Dienstag um 08.30 Uhr in Richtung Parlament auf. Nach dem Security Check am Eingang warteten wir auf unseren Demokratiebildner Tom. Nach der anfänglichen Skepsis über diesen Programmpunkt, fand Tom sofort einen Zugang zu den Schülerinnen, vermittelte auf einzigartige Weise alles Wissenswerte zum parlamentarischen Prozess, motivierte die Schülerinnen zum Mitmachen im Demokratium (viele interaktive und multimediale Stationen) und zeigt uns die schönsten Seiten des Hohen Hauses. Während der Führung erlebten wir live, wo die Politiker:innen arbeiten. Tom berichtete kurz zusammengefasst über die Geschichte sowie die Sanierung des Parlaments. Der Rundgang führte uns unter anderem in den historischen Sitzungssaal, den Bundesratssaal und den neu gestalteten Nationalratssaal. Tom erzählte uns, dass Frauen erst seit der Revolution 1848 die österreichische Politik maßgeblich veränderten. Mit der Gründung des „Wiener demokratischen Frauenvereins“ begann die Geschichte der Frauenbewegung, die nach vielen Jahren der Verwirklichung den ersten Internationalen Frauentag 1911 und die Einführung des allgemeinen Frauenwahlrechts 1918 erreichten. Beeindruckend waren auch die unzähligen Kunstwerke im gesamten Parlament. Besonders gut gefallen hat uns das von Eva Schlegel gestaltete „extension of public space“ – eine 17 m hohe, mit 11 Spiegelelementen versehenes Werkstück über der Prachtstiege. Über die verschiedenen Winkel war es möglich, von oben nach unten sowie die gegenüberliegenden Seiten zu sehen. Als ein weiteres hochgradig spannendes Werkstück empfanden wir die „Demokratietrompete, Fries mit Horn und Waage“. Das Horn dient als symbolische Abbildung der Funktionsweise des Nationalrats und betont die Gesamtheit und gemeinsame Absicht. Der Trichter dient als Symbol der Meinungsäußerung. Das demokratische Prinzip spiegelt sich in der Gestaltung der Zuleitung, welche sich teilt und auf eine Mehrzahl von „Mundstücken“ öffnet. So könnte jeder Fraktion des Parlaments ein Mundstück zugeordnet werden. Bekanntlich kommt das Beste immer zum Schluss: das absolute Highlight des Besuches im Parlament, war die Begegnung mit Herrn Bundeskanzler Nehammer, der uns sehr freundlich begrüßte und sich kurz zu einem Small Talk zu uns gesellte. Nach den vielen Eindrücken gönnten wir uns im Rooftop Restaurant ein ausgezeichnetes Menü.
Frisch gestärkt ging es weiter zu unserem nächsten Programmpunkt – einer Shades Tour durch den 1. Bezirk. Wir begaben uns auf die Spuren der Schattenseiten Wiens – einer äußerst bewegenden und persönlichen Tour mit Sascha, einer betroffenen Person selbst. Er sprach über seine eigenen Erfahrungen mit der Sucht, die Gründe dafür und die damit verbundenen Herausforderungen in seinem täglichen Leben. Er gab uns einen Überblick, welche Bedeutung und Auswirkungen das Thema Sucht für die Gesellschaft überhaupt hat. Seine persönlichen Erfahrungen (vom Top-Manager bis hin zum Obdachlosen in nur 2 Jahren) boten Einblicke in ein stigmatisiertes Thema. Während der 2-stündigen Tour quer durch den 1. Bezirk, zeigte er uns seine früheren Treffpunkte für den Kauf illegaler Produkte, seine Schlafplätze sowie Zufluchtsmöglichkeiten in den bitter kalten Wintermonaten. Die Begegnung mit Sascha und seine Lebensgeschichte war sehr berührend. Umso glücklicher waren wir, als er uns zum Schluss berichtete, dass er nun seit 4 Monaten clean ist, einen fixen Job (zwar lediglich 15 Stunden die Woche) und wieder in einer kleinen Wohnung leben kann. Gemeinsam ließen wir den ereignisreichen Tag in der Donau City ausklingen.
Den Mittwoch Vormittag nutzten wir für ein ausgiebiges Frühstück, den Check Out und einen Bummel durch die Maria Hilferstraße, bis wir mittags zwar müde aber vollgepackt mit vielen unvergesslichen Eindrücken unsere Heimreise antraten.